Blickpunkte

Plange-Kran

Blickpunkte am Wegesrand

Der Plange-Kran am Homberger Leinpfad

-Heimatfreunde retten technisches Denkmal-

 

Abriss in letzter Minute verhindert

Es ist das Ziel des Freundeskreises Historisches Homberg e. V., sich im Rahmen seiner Arbeit insbesondere um die Sammlung, Restaurierung und Pflege des Kulturgutes, einschließlich der vorhandenen traditionellen Bauwerke und Anlagen, zu bemühen. In diesem Fall geht es um die Erhaltung des ausgedienten Lastkrans des Mühlenwerks der Firma Georg Plange KG. Von weitem, sei es von den vorbeifahrenden Schiffen, von der Essenberger- oder Homberger Brücke oder vom Homberger Leinpfad aus, ist er in Form einer Giraffe als Rheinsilhouette zu erkennen.

Seit etlichen Jahren sind die Heimatfreunde schon daran interessiert, dass dieser ausgediente Lastenkran nicht nur unter Denkmalschutz gestellt, sondern auch einer kompletten Restaurierung unterzogen wird. Da aber nicht zu vermuten war, dass irgendetwas mit dem Kran geschieht, gab es keinen Grund, sich eilig um dieses technische Denkmal zu kümmern.
Der Kran ist mit seinen gesamten technischen Ausstattungsteilen erhalten, wie die Aufbauten des Oberwagens und die Stahl- und Hebekonstruktion.
Das Denkmal umfasst zudem die Plattform inklusive der Unterkonstruktion auf dem Leinpfad und die erhaltenen Fundamente des älteren, zuvor an gleicher Stelle befindlichen Dampfkrans des einstigen Stella-Werkes. Die Küppersmühle, die heutige Plangemühle am Homberger Leinpfad, wurde 1907 in Betrieb genommen. Neben dieser Anlage erwarb die Firma Johann Küppers Söhne im Jahre 1930 das Gelände des ehemaligen Stella-Werkes. Dieses Gelände wurde im Jahre 1936 für Erweiterungsbauten der Mühle genutzt. Die Plattform auf einer Stahlunterkonstruktion sitzt auf einer Seite der Ufermauer (Geländer der Plangemühle) auf und überspannt den parallel dazu laufenden Leinpfad. Zwischen Leinpfad und Rhein sind auf einem erhöhten Betonfundament die beiden seitlichen Halbportalrahmen eingespannt und durch vier Streben zusätzlich ausgesteift. Der Kran befindet sich auf einer Drehscheibe auf der Plattform und kann mit einem Elektroantrieb auf vier Rollen gedreht werden. Das Führerhaus und das Maschinenhaus sind getrennt; der Antrieb an der Drehscheibe in der Mitte des Oberwagens liegt daher frei.

Plötzlich war Eile geboten. Der Freundeskreis Historisches Homberg e. V. erhielt davon Kenntnis, dass der Kran in einigen Tagen durch die Firma Plange KG abgerissen und verschrottet werden soll. Noch am gleichen Tag setzte sich der Freundeskreis daher mit der Unteren Denkmalbehörde in Verbindung und trug diesen Vorfall vor. Eine Unterschutzstellung hatte die Untere Denkmalbehörde bereits vorgesehen. Im Rahmen der Erarbeitung der gutachterlichen Stellungnahme zur Unterschutzstellung der Krananlage im Bereich der Mühlenwerke der Firma Plange KG seitens des Landschaftsverbandes Rheinland / Rheinisches Amt für Denkmalpflege fanden am 16.05. und 28.06.2001 Ortsbesichtigungen des gesamten Mühlenbetriebes an der Königstrasse in Homberg statt. An diesen Treffen nahm neben dem Vertreter des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalbehörde auch der Freundeskreis Historisches Homberg e. V. teil.
Im Anschluss an die Begehung wurde festgestellt, dass außer dem über dem Leinpfad gelegenen Kran auch die Mühlengebäude selbst in weiten Teilen Denkmal werte Bausubstanz darstellen. Das vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege zu erstellende Gutachten sollte sich insofern auf das gesamte Werksgelände beziehen und den Kran mit einschließen.

Aufgrund der Vorsprache des Freundeskreises nahm die Untere Denkmalbehörde noch am gleichen Tag Kontakt mit der Bezirksregierung in Düsseldorf auf mit der Bitte, Maßnahmen zur Verhinderung des Abbruchs aufzunehmen. Durch die Bezirksregierung wurde nach Überprüfung die Anordnung der sofortigen Vollziehung des vorläufigen Schutzes gem. § 4 Denkmalschutz Nordrhein-Westfalen der Firma Plange KG zugestellt. Gegen diesen Bescheid wurde durch die Rechtsanwälte der Firma Widerspruch eingelegt, der jedoch negativ beschieden wurde.

Nach Abschluss des Verfahrens zur Eintragung des Denkmals in die Denkmalliste durch die Bezirksregierung wurde die Krananlage unter lfd. Nr. 538 am 16.05.2006 in die Denkmalliste der Stadt Duisburg aufgenommen.

Seitens der Firma Plange KG bestand zunächst keinerlei Interesse, Maßnahmen zur Restaurierung des Kranes vorzunehmen; nach wie vor sollte der Kran, falls möglich, abgerissen werden. Von dieser Zeit an ergriff der Freundeskreis dann im Alleingang – mit der Genehmigung der Firma Plange KG – die Initiative, Gelder für die Restaurierung zu beschaffen. Außerdem holte er von Firmen Angebote ein und beantragte über die Untere Denkmalbehörde bei der Bezirksregierung Zuwendungen zur Förderung der Denkmalpflege.
Gleichzeitig schrieb der Freundeskreis ca. 80 Firmen an mit der Bitte um Spendengelder. Auch der Freundeskreis selbst spendete einen größeren Betrag. Nachdem ein großer Teil der erforderlichen Summe von fast 70.000 € für die Restaurierung des Kranes bereitstand, dachte die Firma Plange KG um und entschloss sich, eine noch ziemlich große Finanzlücke zu übernehmen, so dass der Auftrag vergeben werden konnte. Die Arbeiten wurden in den Monaten September bis November 2007 durchgeführt.

Bei dem Kran handelt es sich um einen so genannten Doppellenker-Wippkran; als Hersteller kommt die Firma DEMAG in Frage. Errichtet wurde er frühestens nach 1936, nach einer Mühlenerweiterung. Die Denkmalwürdigkeit wird von dem Gutachter wie folgt begründet: „Für den Erhalt liegen wissenschaftliche und technikgeschichtliche Gründe vor, die umso bedeutsamer sind, als dass eine technikgeschichtliche Gesamtwürdigung der Krane und Hebezeuge des späten 19. und des 20. Jahrhunderts noch aussteht.“ Und weiter heißt es: “Krane sind als technische Bauten für ein Verständnis der Funktionsweise eines Betriebes unabdingbar. Die Verlagerung des Betriebes Johann Küppers Söhne an den Rhein im Jahre 1907 verdeutlicht die historische Bedeutung eines Verkehrsweges für den Mühlenbetrieb. Der Erhalt des Krans bietet die Möglichkeit, die Errichtung des neuen Lagerhauses 1936 nahe der Ufermauer mit der Bedeutung des Verkehrsweges Rhein sinnfällig verknüpfen zu können. Als technikgeschichtliches Denkmal berichtet er dem Laien von früheren Umschlag- und Löschtechniken und dokumentiert für den Fachmann einen wichtigen Krantyp der Jahrhundertmitte.“

Der Kran am Leinpfad in Duisburg-Homberg ist ein Wahrzeichen für die Schifffahrt am linken Niederrhein, und der Freundeskreis Historisches Homberg e. V. hat dazu beigetragen, ein weiteres Stück Stadtgeschichte zu erhalten.