Geschichte

Grabdenkmäler

Homberger Geschichte

In Stein geformte Erinnerungen:

Grabdenkmäler auf dem Alten Friedhof, Ehrenfriedhof und dem Russischen Friedhof an der Friedhofsallee und Schillerstrasse in Homberg

Friedhöfe waren bis in das 18. Jahrhundert immer eng mit der Kirche verbunden. Aufgrund von Hygieneproblemen gab es ab dem Mittelalter Bestrebungen, die Begräbnisstätten direkt neben der Kirche nicht mehr zu dulden, sondern sie nach außerhalb der Gemeinde zu verlegen. Dieses galt insbesondere für die Pest- und Elendsfriedhöfe.

Kommunale Friedhöfe gibt es seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Eine einheitliche Regelung brachte die napoleonische Gesetzgebung, die vom preußischen Staat nach 1815 übernommen wurde. Der erste kommunale Friedhof in der Gemeinde Homberg wurde an der Friedhofsallee im Jahre 1870 angelegt, nachdem im gleichen Jahr die katholische Begräbnisstätte an der Kapellstraße geschlossen worden war. Acht Jahre später, nach Schließung der ab 1862 bestehenden evangelischen Begräbnisstätte an der Hochfeldstraße / Ecke Lauerstraße (später „Garten der Alten Leute“), wurde an der Friedhofsallee der evangelische Friedhof angefügt. Vor 1862 besaß die evangelische Kirchengemeinde einen Begräbnisplatz an der Rheinstraße vor und hinter der Kirche.

Mitgenutzt wurde der Alte Friedhof an der Friedhofsallee durch die übrigen zur katholischen Pfarrgemeinde gehörenden Zivilgemeinden (Hochemmerich, Bergheim, Oestrum, Essenberg, Hochheide und Baerl, von letzterer Gemeinde die Ortschaften Uettelsheim, Gerdt, Hoch- und Niederhalen), mit denen ein Pachtverhältnis abgeschlossen worden war. Aufgrund eines Beschlusses des Gemeinderates vom 30. Januar 1878 erhielten auch die übrigen zur evangelischen Kirchengemeinde gehörenden Zivilgemeinden Hochheide, und von Baerl die Ortschaften Uettelsheim, Gerdt, Hoch- und Niederhalen) die Genehmigung zur Bestattung ihrer Toten auf dem Friedhof.

Bereits 1916 war abzusehen, dass die Begräbnisstätte an der Friedhofsallee bald keinen Platz für weitere Bestattungen mehr zulassen würde. Zwecks Erweiterung hätte sich ein westlich an den bestehenden Friedhof angrenzendes Gelände angeboten. Diese Einbeziehung scheiterte jedoch im Jahre 1917 am Einspruch des Kreisarztes. 1906 war nicht weit vom Friedhof entfernt an der Hochfeldstraße das Homberger Wasserwerk gebaut worden; außerdem hatte sich das Friedhofsgelände durch die Auswirkungen des Bergbaues an vielen Stellen gesenkt und tauchte häufiger und tiefer als in der Vergangenheit in den Grundwasserstrom ein, der sich unter dem Friedhof auf das Wasserwerk zubewegte. Eine mögliche Verseuchung des Wassers war somit nicht auszuschließen.

Es folgte im Jahre 1918 ein Beschluss des Gemeinderates, den Hochheider Friedhof als zentralen städtischen Friedhof für Homberg auszubauen und zu gestalten. Beerdigungen auf dem Friedhof an der Friedhofsallee wurden nur noch gestattet, wie Platz vorhanden war, d. h. auf den schon verkauften und noch nicht belegten Erbbegräbnisstätten; für Reihengräber wurde diese Anlage 1923 durch den Bürgermeister geschlossen.

Durch den Erlass des Regierungspräsidenten vom 24.01.1930 kam aus gesundheitspolizeilichen Gründen das endgültige Aus für den Friedhof an der Friedhofsallee, jedoch mit einer Einschränkung. Durch den Bürgermeister erging folgende öffentliche Bekanntmachung: „Der Herr Regierungspräsident in Düsseldorf hat durch Verfügung vom 24.01.1930 die Schließung des städtischen Friedhofes in Homberg an der Friedhofsallee mit Wirkung vom 01. Februar 1930 aus gesundheitlichen Gründen angeordnet. Diese Schließung bezieht sich auch auf die Erbbegräbnisse. Nur die überlebenden Ehegatten dürfen an der Seite des bereits auf seinem Erbbegräbnis beigesetzten Ehegatten bestattet werden. Vorstehendes bringe ich hiermit zur öffentlichen Kenntnis“.

Homberg (Niederrhein), den 15. Februar 1930.
Der Bürgermeister: Wendel.

Der im Jahre 1904 angelegte Friedhof an der Prinzenstraße wurde nach erheblicher Erweiterung im Jahre 1930 zum Zentralfriedhof der Stadt Homberg (Niederrhein) erklärt und heißt seit diese Zeit offiziell „Hochheider Parkfriedhof“.
In den fünfziger Jahren nahm man eine Umgestaltung des Alten Friedhofes an der Friedhofsallee vor. Nach Entfernung der alten Bedürfnisanstalt und dem Abbruch der Einfriedungsmauern entlang der Zechenbahn und der Friedhofsallee fand eine Umgestaltung des gesamten Geländes zu einer Grünanlage statt. Entlang der Zechenbahn wurde eine Böschung angeschüttet und diese mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Die von den Reihenfeldgräbern entfernten Grabsteine und Grabeinfassungen wurden für den Wegausbau an der Lutherschule verwandt.

1958, aus Anlass der Niederrheinischen Blumen- und Gartenschau, erhielt der ehemalige Friedhof seine heutige Form, wobei die schönsten Grabsteine an ihren Plätzen stehen blieben. Seitdem dient der Alte Friedhof als Park – und an den Grabsteinen nagt der Zahn der Zeit. Die Grabsteine stammen allesamt aus den Jahren 1870 bis 1930. Während die Grabsteine aus Granit die Zeit relativ schadlos überstanden haben, sind an denen aus Sandstein durch Verwitterung starke Schäden aufgetreten. Doch gerade diese Steine sind mit ihren reichen Verzierungen und ihrem Figurenschmuck die schönsten auf der heutigen Grünanlage. Schon seit Jahren missfiel der schlechte Zustand der Grabsteine dem Freundeskreis Historisches Homberg e.V.. Ebenso war der Bezirksvertretung und der Verwaltung der Zustand der Parkanlage ein Dorn im Auge. Deshalb stellten sie dem Freundeskreis im Jahre 1997 einen größeren Geldbetrag für die Restaurierung der Grabsteine zur Verfügung. Damit war das Geld an der richtigen Adresse, zumal der Verein noch einmal die gleiche Summe dazugab.

Nun konnte ein beauftragter Steinbildhauermeister dem Verfall der Grabmale zu Leibe rücken. Zur Auswahl der erhaltenswerten Steine stand der Fachmann Dr. Ulrich Tilsch von der unteren Denkmalschutzbehörde zur Verfügung. Nachdem mit Hilfe von Mitarbeitern des Grünflächenamtes die Grabsteine ausgegraben und von wucherndem Grün befreit worden waren, hatten die Restaurierungsexperten ihren großen Einsatz. Umgestürzte Grabsteine waren zu säubern und wieder aufzustellen; neue Fundamente mussten errichtet werden; auseinandergefallene Steine mussten mit Hilfe von Dübeln wieder zusammengefügt werden. Seit Beendigung dieser Restaurierungsaktion begegnen dem Besucher der Parkanlage insgesamt 38 Grabmale, wobei auf einem von ihnen der Name nicht mehr zu lesen ist.

Nachstehend die Familiennamen der 37 Gräber:
Achterrath, Backhaus, Biermann, Borgards, Brewig, Clasen, Elbers/Biefang, Engeln, Fliegen, Gestmann, Heckmann, Heekmann, Heimberg, Hörnemann, Hunnemanns, Husmann, Kerkhoff, Klockenbring, Köllmann, Kuckelmann, Küppers, Kuhlen, Leimkühler, Leutfeld, Mermann, Möhlendick, Nünninghoff, Pescher, Roskath, Siedenberg, Schmitz, Schroer, Stallberg, Stock, Terschüren, Uhrmann, Voss

Der „dickste Brocken“ in finanzieller Hinsicht steht allerdings noch bevor. Einige Steine benötigen dringend eine spezielle Behandlung zu ihrem dauerhaften Erhalt. Der Alte Friedhof mit seinen nunmehr 36 restaurierten Grabsteinen zählt zu den kulturhistorisch wertvollsten in der Umgebung. Es ist dringend erforderlich, die Steinmonumente dauerhaft zu schützen, damit einem weiteren Verfall vorgebeugt wird.

Die auf dem Alten Friedhof an der Friedhofsallee noch vorhandenen 36 Grabsteine vermitteln ein gesellschaftliches Bild der Vergangenheit; sie geben Auskunft über Namen und Familien der Region. Viele alteingesessene Homberger Familien wurden hier bestattet. So haben Kaufmannsfamilien wie z. B. die Familie Nünninghoff, die Fährbesitzer Roskath, die Mühlenbesitzer Stock und Küppers, der ArchitektKuckelmann, der Bergwerksdirektor Siedenberg oder die Schifferfamilien Gestmann, Terschüren und Engeln hier mit kunstvoll gestalteten Grabsteinen aus Marmor, Granit, Muschelkalk oder Sandstein ihre Zeichen gesetzt.

Doch im Laufe der Generationen gerieten die Toten wohl bei ihren Nachfahren in Vergessenheit; daher liegt die Erhaltung der Grabsteine aus ortsgeschichtlichen, kulturellen und künstlerischen Gründen auch im öffentlichen Interesse. Durch die erneute finanzielle Unterstützung des Freundeskreises Historisches Homberg e.V. und der unteren Denkmalschutzbehörde werden seit dem Jahre 2002 nach und nach die Grabsteine von Duisburger Steinmetzbetrieben fachmännisch behandelt und damit dauerhaft gesichert.

Zu erwähnen sind auch unbedingt die Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe, die das Gelände im Februar 2004 durch den Rückschnitt bzw. die Entfernung verschiedener Gehölze, die Aufastung einiger Bäume und die Entfernung kleinerer Bäume einsehbarer und heller gestaltet haben, wodurch die Grabmale besser zur Geltung kommen.

Ehrenfriedhof an der Friedhofsallee/Ecke Schillerstraße

Auf einem noch freigehaltenen Grundstück neben dem Alten Friedhof an der Friedhofsallee an der Ecke Schillerstraße und Friedhofsallee entstand im Jahre 1916 durch die Gemeinde Homberg ein Ehrenfriedhof mit einer Gedächtnishalle für die in den Homberger Lazaretten an ihren Verwundungen oder Erkrankungen gestorbenen Soldaten. Insgesamt 65 Gefallene aus dem ersten Weltkrieg fanden auf dem Homberger Ehrenfriedhof ihre letzte Ruhe. Eine hohe Mauer umgab die Begräbnisstätte; das massive Eingangstor lag zur Schillerstraße, deshalb spricht man auch vom „Ehrenfriedhof an der Schillerstraße“.

Im Inneren der Gedenkhalle befindet sich eine Bronzeplastik des Düsseldorfer Bildhauers Hubert Netzer; die Sockelinschrift lautet: „O Brüder – Helden, ewig groß, Ihr seid das heilige Deutschland, wandellos!“. Diese Inschrift stammt von dem Schriftsteller Josef Winkler aus Bad Honnef, einem ehemaligen Homberger. Der Entwurf für die Anlage und die Ausführung der Natursteinarbeiten lag in den Händen des Homberger Unternehmers Carl Fahr, der den von der Stadt Homberg ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen hatte. Im Jahre 1871 eröffnete Steinmetzmeister Josef Fahr, Vater von Carl, einen Handwerksbetrieb an der Moerser Straße (gegenüber dem ehemaligen Mühlenbetrieb Stock & Hausmann), der sich vorwiegend mit der Bearbeitung von Natur- und Marmorsteinen beschäftigte. Auf dem Alten Friedhof an der Friedhofsalle sind noch einige von der Firma Fahr aufgestellten Grabsteine zu sehen. Carl Fahr übernahm im Jahre 1905 die Leitung des Geschäftes von seinem Vater. Der Betrieb, der heute insbesondere mit Baustoffen handelt, befindet sich bereits in der fünften Generation in Familienbesitz; die Betriebsstätten sind in Moers und Homberg.

Auf den im Inneren der Halle ringsum angebrachten 14 Tafeln aus Trachit wurden Namen und Lebensdaten aller Homberger Bürger verzeichnet, die in den Kriegen 1864, 1866, 1870/71 und 1914 – 1918 gefallen sind. 1959 wurden die Tafeln durch die Ergänzung der Daten der Gefallenen aus dem 2. Weltkrieg auf 19 erweitert. Außerdem erinnert eine Gedenktafel, welche die Stadt Homberg zum Volkstrauertag am 19.11.1961 anbringen ließ, an die Opfer der Vertreibung. Die Inschrift lautet:„Gedenke auch der Gefallenen, Vermissten und auf der Flucht Verstorbenen aus Ostdeutschland und den deutschen Siedlungsgebieten im Osten.“ Erwähnenswert ist noch, dass das Kupferdach der Halle in der Nacht vom 16. zum 17. Juni 1956 gestohlen wurde; bei der Neueindeckung wurde das Dach dann generalüberholt. Die feierliche Einweihung der Gedächtnishalle fand an einem Totensonntag des Jahres 1928 statt.
Während des Zweiten Weltkrieges musste das Ehrenfeld erneut belegt und dazu 1941 um den Teil, der hinter der Gedächtnishalle liegt, vergrößert werden. 1950 wurden die vielen Opfer der Bombenangriffe, die während des Krieges zunächst auf dem Parkfriedhof beerdigt worden waren, auf den neuen, sich direkt an die ursprüngliche Anlage auf dem alten kommunalen Friedhof anschließenden Erweiterungsteil umgebettet. Seine jetzige Ausgestaltung erhielt der Homberger Ehrenfriedhof in den Jahren 1949 – 1952.

Kleiner Ehrenfriedhof mit russischen Kriegstoten

Außerhalb des eigentlichen Ehrenfriedhofes, ein Stück weiter nördlich auf dem kommunalen Friedhofsteil, liegt ein zweites kleines Ehrenfeld, auf dem 37 russische Kriegstote aus beiden Weltkriegen (davon 18 aus dem Krieg 1914 – 1918) ihre letzte Ruhestätte fanden. An alle Opfer erinnert der Aufruf Theodor Körners auf der Gedenkmauer des Erweiterungsteils „1914-1918 * 1939-1945 Vergiss die treuen Toten nicht“.

Auf den Homberger Kriegsgräberfeldern sind insgesamt 379 Tote bestattet, davon 95 aus dem Ersten und 284 aus dem Zweiten Weltkrieg; darunter waren 219 Bombenopfer und ein Mann, der durch politische Verfolgung ums Leben kam. Auf dem alten kommunalen Friedhofsteil nahe der Hochfeldstraße steht seit dem 18. November 1992 ein vom Bezirksamt Homberg/Ruhrort/Baerl aufgestellter Gedenkstein aus Granit mit folgender Inschrift: „Zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft; Die Würde des Menschen wurde mit Füssen getreten. So soll es unter uns nicht sein. Darum wollen wir aus der Geschichte lernen und in der Zukunft wachsam sein.“
Heute bilden der Ehrenfriedhof an der Schillerstraße und der Alte Friedhof an der Friedhofsallee eine zusammenhängende Anlage zum Gedenken an die Toten, die einer ständigen Überwachung, Aufmerksamkeit und Pflege bedarf.

Bei einem Spaziergang über den ehemaligen Friedhof an der Friedhofsallee kommt man auch an zwei Bäumen vorbei, die in der Liste der Naturdenkmale eingetragen sind. Zunächst einmal ist die Rede von einer Blutbuche (Fagus sylvatica atropurpurea); sie steht ca. 50 m nördlich der Friedhofsallee und ca. 100 m westlich der Hochfeldstrasse. Der etwa 180 Jahre alte und 23 m hohe Baum hat einen Stammumfang von 340 cm. Die ausgeprägte Krone hat einen Durchmesser von ca. 20 m.

Nur etwa 100 m von der Blutbuche entfernt steht westlich der Hochfeldstrasse und ca. 120 m nördlich der Friedhofsallee eine 22 m hohe und 200 Jahre alte Platane (Platanus acerifolia) mit einem Stammumfang von 360 cm. Der Durchmesser der Krone nimmt 22 m ein. Wie auch die Blutbuche trägt dieser Baum zur Belebung des Orts- und Landschaftsbildes bei.

Wer also einmal auf einem Spaziergang der Besinnung und Erholung bedarf, dem kann nur empfohlen werden, diese denkmalgeschütze Anlage aufzusuchen.