Geschichte

Die gute alte Zeit

Homberger Geschichte

Aus der guten alten Zeit

 

Wie war es doch in unserem alten Homberg so schön, so gemütlich und so friedvoll. Blättert man in den alten Verwaltungsberichten der Landgemeinde und späteren Stadt Homberg, drängt sich dieser Eindruck unweigerlich auf. Doch man kann aus den nachstehenden Berichten auch entnehmen, dass nicht immer von der „guten Zeit“ die Rede sein kann und wir mit den Menschen der damaligen Zeit nicht tauschen möchten.

Drei Silbergroschen Schulgeld
In den im Jahr 1866 vorhandenen sieben evangelischen Schulklassen in Homberg wurden 807 Kinder unterrichtet. Das Schulgeld betrug mtl. drei Silbergroschen für jedes Kind und war direkt an die Lehrer zu zahlen.

Homberg jetzt erleuchtet
Mit der Anschaffung von drei Laternen begann 1866 in Homberg der Beginn der Straßenbeleuchtung. Sie wurden laut Verwaltungsbericht an den meist befahrenen Verkehrspunkten aufgestellt. Wie mag zur damaligen Zeit ein solcher Verkehrspunkt ausgesehen haben, da es ja noch keine Fahrzeuge gab ? Für das nächste Jahr waren sechs weitere Laternen geplant.

Ein Virus geht um
Im Jahre 1866 erkrankten in den Gemeinden Homberg und Essenberg 14 Personen an den natürlichen Blattern, von denen zehn Personen verstarben. Es handelt sich um eine Pockenerkrankung, die durch einen Virus hervorgerufen wird. Diese Infektionskrankheit ist meldepflichtig. Erfreulicherweise kann man sagen, dass diese Krankheit, zu mindestens in den europäischen Ländern, nicht mehr vorkommt. Bis in den siebziger Jahren bestand in Deutschland noch die Impfpflicht. Die erste Impfung erfolgte im ersten Lebensjahr; mit dem zwölften Lebensjahr wurde die Impfung wiederholt. Bei den meisten von uns ist am Oberarm eine Impfnarbe vorhanden.

Cholera in Ruhrort
Im gleichen Jahr trat in den benachbarten Gemeinden Ruhrort und Duisburg die Cholera auf. Es wurden in Ruhrort zwei Fälle registriert. Zum einen handelte es sich um einen Matrosen, der mit dem Schiff vom Oberrhein kommend, in Ruhrort vor Anker ging. Bei der zweiten Person handelte es sich um die Frau eines herumziehenden Künstlers, die sich in Ruhrort infiziert hatte. Beide Personen verstarben an dieser Krankheit. Auch bei Cholera handelt es sich um eine Seuche, die meldepflichtig ist. Im Jahre 1892 trat in Deutschland zum letzten Male eine Epidemie auf.

Polizeiwache schwach besetzt
Die unter der Leitung des Bürgermeisters stehende Homberger Polizeiwache war im Jahre 1867 mit einem Fußgendarmen und einem Polizeidiener besetzt. In einem Jahr wurden zehn Diebstähle, drei Unterschlagungen, fünf Misshandlungen, eine Urkundenfälschung und zwei Amtsbeleidigungen zur Anzeige gebracht.

Geldregen für die Gemeindekasse
Große Erleichterung bei der Gemeinde Homberg durch die im Jahre 1866 eingeführte Kommunal-Einkommensteuer. Jetzt konnten die Eisenbahnstation und die Dampfschifffahrtsgesellschaft mit nicht unerheblichen Beiträgen herangezogen werden.

Steuereinnahmen
Für die im Jahre 1866 in der Landgemeinde vorhandenen 475 Gebäude kassierte die Gemeinde 2,394 Taler Grundsteuer. Die Einnahmen nach der Gewerbesteuerrolle für 21 Geschäfte beliefen sich auf 94 Taler.

Einführung der Sozialhilfe
Die Kirchenverwaltung war bis zum Jahre 1866 ausschließlich für die Armenpflege zuständig. Mit Rücksicht auf die immer größer werdenden Bedürfnisse wurde ab 01.01.1867 eine bürgerliche Armenverwaltung eingerichtet; heute spricht man von laufender Sozialhilfe.

Lebenslängliche Invalidenpension
Die Abteufarbeiten auf der Homberger Schachtanlage I Rheinpreußen liefen auf Hochtouren. Man hatte bereits im Jahre 1866 den festen Kreidemergel bei 350 Fuß Tiefe erreicht. Zur gleichen Zeit machte sich der Bergbau-Pionier Franz Haniel Gedanken über die soziale Absicherung seiner Mitarbeiter im Zechenbetrieb. Er gründete eine Knappschaftskasse, in die Beiträge von den Arbeitern und dem Werksbesitzer eingezahlt wurden. Jeder Arbeiter erhielt künftig im Krankheitsfall eine kostenfreie ärztliche Behandlung sowie Medikamente. Nach dem Ausscheiden wurde eine lebenslängliche Invalidenpension gezahlt. Beim Tod erhielt die Witwe eine Pension und eine finanzielle Unterstützung der Kinder bis zum 14. Lebensjahr, also eine Waisenrente, wie wir sie heute aus der Rentenversicherung kennen.

Ausgewandert nach Amerika
Von den im Jahre 1867 in Homberg wohnenden 4.689 Personen waren 4.160 evangelisch, 516 katholisch und 13 jüdisch. Die Zahl der Eingewanderten belief sich auf 234 Personen; es wanderten 238 Personen aus. Eine Familie (zwei Personen) aus Homberg sowie vier Familien (21 Personen) aus Baerl wanderten nach Amerika aus.

Schüler schwänzen die Schule
Bürgermeister Lauer beklagt sich über die unregelmäßigen Schulbesuche von Kindern an Homberger Schulen. Der Grund dafür ist, dass viele Schüler von Arbeiterfamilien schon vor dem 12. Lebensjahr gezwungen sind, mit den Eltern zur Arbeit zu gehen. Er griff massiv durch und leitete im Jahre 1875 über 300 Strafverfahren ein. In den darauf folgenden Jahren wurden erheblich weniger Schulversäumnisse vermerkt.

Sparkassengründung
Mit Datum vom 21. November 1867 genehmigte das Königliche Oberpräsidium Rheinprovinz die Errichtung einer Sparkasse für die Gemeinde Homberg. Im ersten Berichtsjahr heißt es, das Institut hat sich während der Zeit seines kurzen Bestehens als eine durchaus existenzfähige, dem Wohlstand der Gemeinde förderliche Anstalt erwiesen und wird unfehlbar an Ausdehnung gewinnen, wenn das Vertrauen zu derselben erst mehr und mehr mit dem Volke erwachsen wird. Wie recht der damalige Berichterstatter hatte.

Frauenverein gründete sich
Der im Jahre 1871 gegründete Frauenverein hatte es sich zur Aufgabe gemacht, arme Wöchnerinnen und kranke Frauen mit Speisen und Kleidung zu unterstützen.

Kartoffelernte fiel aus
Die abnorme Witterung des Jahres 1867, insbesondere die tropische Hitze während der gesamten Sommermonate hatte einen nachhaltigen Einfluss auf das Wachstum der Feldfrüchte. Durch die anhaltende Dürre fiel insbesondere die Kartoffelernte gänzlich aus, so dass der Bedarf aus anderen Gegenden bezogen werden musste.

Freiwillige Feuerwehr für Homberg
In den Jahren 1870 und 1871 ereigneten sich in Homberg lediglich zwei Brände. Ferner heißt es in dem Bericht, dass die Feuerlöschgeräte durch die Anschaffung von Brandeimern vervollständigt wurden. Außerdem hatte sich in Homberg eine freiwillige Feuerwehr gebildet.

Eisgang und Krieg
Der Dampfschifffahrtsverkehr war in der Zeit vom 06. Februar bis 06. März 1870 infolge des starken Eisganges unterbrochen; außerdem vom 21. Juli bis zum 12. September aus Anlass des Krieges.

Durchschnittsalter lag bei 19 Jahren
Das durchschnittliche Alter der im Jahre 1875 Verstorbenen betrug in der Bürgermeisterei Homberg 19, in Hochemmerich 27 und in Baerl 21 Jahre. Weiter wird für das Jahr 1875 berichtet, dass vier Wasserleichen aus dem Rhein geborgen wurden, die jedoch alle nicht aus der Gemeinde Homberg stammten. Weiterhin gab es in diesem Jahr zwei Selbstmorde. Von den fünf tödlichen Unglücksfällen sind drei Personen ertrunken, eine Person wurde bei der Bedienung einer Dampfmaschine zerquetscht und eine Person ist durch den Sturz von einem Baugerüst ums Leben gekommen.

Verschwunden
Die für die Erstellung des Homberger Verwaltungsberichtes für die Jahre 1896 – 1899 gesammelten Nachrichten, Notizen und Niederschriften, die bei der Abfassung des Berichtes Verwendung finden sollten, waren nicht mehr im Rathaus aufzufinden. Vermutlich durch die Untreue einiger Beamten, die in den Jahren 1899 und 1900 wegen dienstlicher Ungehörigkeiten aus ihren Ämtern entlassen werden mussten, gingen diese Schriftstücke verloren.

4.395 Personen an einem Tag
Bei einer Verkehrszählung am Sonntag, dem 28. April 1901 wurde festgestellt, dass an diesem Tage insgesamt 4.395 Personen die Fähren zwischen Homberg und Ruhrort benutzt hatten. Außerdem beförderten die Fähren am gleichen Tage 35 Pferde, 18 Rinder, 17 Fohlen, 14 beladene Lastfuhrwerke, 1 Personenfuhrwerk, 259 Kinderwagen und Fahrräder und 9 beladene Handwagen. Während des ganzen Jahres 1900 benutzten ca. 850.000 Personen die Fähren. Der Verkehr über den Rhein zwischen Homberg und Ruhrort erfolgte durch die Dampfer „Adler“, „Emscher“, „Roßkath II“ und „Glück-Auf“.
Aus den vorgenannten Zahlen kann man schließen, wie sehnsüchtig damals die Menschen auf die Fertigstellung des Brückenbauprojektes Ruhrort-Homberg (1907) warteten, wenn man bedenkt, wie sie an nebeligen Herbstmorgen, bei Hochwasser oder Eisgang am Rheinufer standen und manchmal tagelang zur Untätigkeit verdammt waren, bis die Fähren endlich ihren Betrieb wieder aufnehmen konnten.

Die Kaiserin in Homberg
Am 07. August 1896 statteten aus Anlass der Enthüllung des Ruhrorter Kriegerdenkmals, die Kaiserin und der Prinz Heinrich von Preussen der Gemeinde Ruhrort einen Besuch ab. Die Gebäude der Industriebetriebe waren aus diesem Anlass festlich geschmückt; auf dem Leinpfad zwischen Homberg und Binsheim standen Tausende von Menschen in ihren Festkleidern, um der Flottenparade auf dem Rhein zuzuschauen, die zu Ehren des „Hohen Besuches“ stattfand.

Torpedoboote begrüßt
Das Jahr 1900 blieb für die Homberger Bevölkerung in ganz besonderer Erinnerung. Die vom Kaiser nach Homberg entsandte Torpedoboots-Division wurde auf das lebhafteste begrüßt und empfangen. Hervorzuheben war die auf der Talfahrt veranstaltete Schiffsparade.

Festschrift auf Gemeindekosten
Die Jubelfeier zweihundertjährigen preussischen Königtums in der Grafschaft am 18. Januar 1901 wurde auch in Homberg in würdigster Weise begangen. Am Vormittag fand in den Schulen ein allgemeiner Festakt statt, zu der auf Gemeindekosten Festschriften erstellt und verteilt wurden. Unter reger Beteiligung zahlreicher hiesiger und auswärtiger Verein bewegte sich ein Fackelzug durch die Straßen Hombergs zum Bismarckplatz. Während Bürgermeister Weichel auf die Bedeutung des Tages hinwies, stellte der Homberger Männergesangverein sein Können mit einigen Liedern unter Beweis. Alle Häuser im Stadtgebiet waren beleuchtet; besonders hervorzuheben war jedoch die eindrucksvolle Beleuchtung des Hebeturmes.

Eine Fahne für die Garde
Am 16. und 17. Juni 1901 feierte die 1896 gegründete Gardevereinigung Homberg das Fest der Fahnenweihe. Die Besichtigung zur Führung der Fahne hatte der Kaiser durch allerhöchsten Erlass vom 22. Dezember 1900 erteilt.

Große Fest in Lohmannsheide
Am 28. Juli 1901 nahm Bürgermeister Weichel (1.10.1900-20.07.1903) die Weihe der neu beschafften Fahne des Grafschafter Schießvereins Lohmannsheide vor. Natürlich schloss sich, wie bei fast allen Veranstaltungen, ein großes Fest an unter Beteiligung der Bevölkerung und allen Vereinen.

15 jüdische Einwohner
Im Jahre 1900 waren in Homberg 1.770 und in Baerl 362 Wohnhäuser vorhanden. Zu diesem Zeitpunkt wohnten in der Bürgermeisterei Homberg 14.404 und in der Bürgermeisterei Baerl 2.349 Personen. Vom den insgesamt 16.753 Einwohnern waren 10.931 evangelisch, 5.673 katholisch, 15 jüdisch und 134 anderer Religion.

Das Kittchen stets belegt
In den Jahren 1896 – 1900 beherbergte das Homberger Polizeigefängnis an 430 Tagen 180 Personen wegen einer Straftat. Zur gleichen Zeit befanden sich 434 Personen in polizeilichem Gewahrsam.

Wochenmarkt seit 1899 in Homberg
Am 08. Juli 1899 wurde auf Anregung der Einwohner folgende Bekanntmachung erlassen:
„Aufgrund der bestehenden Wochenmarktverordnung für die Gemeinde Homberg vom 23. Juli 1892 werden ab sofort wieder wöchentlich an jedem Dienstag und Freitag Wochenmärkte abgehalten, und zwar in den Monaten Mai bis September von 8.00 Uhr bis 11.00 Uhr und in den übrigen Monaten von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr“. Bis auf den heutigen Tag findet der Markt nach wie vor dienstags und freitags statt.

Mustergültige Zechenkolonie
Bei seinem Besuch der Zeche „Rheinpreußen“ am 03.Juli 1901 sprach der Minister von Thielen seine besondere Anerkennung über die mustergültige Anlage der Zechenkolonie aus.

Medaille vom Kaiser
Die Eheleute Diedrich Tenhagen und Kunigunde, geb. Ellenkamps aus Essenberg erhielten aus Anlass der goldenen Hochzeit, am 26.03.1901, vom Kaiser die Ehejubiläums-Medaille.

Viel Geld im Haushaltsplan
Die Einnahmen und Ausgaben der Bürgermeisterei Homberg beliefen sich im Jahre 1901 laut Haushaltsplan auf 66.900.00 Mark.