Geschichte

100 Jahre Plangemühle

Homberger Geschichte

Hombergs Mühle mahlt schon seit 100 Jahren

 

– 100 Jahre Plangemühle (vormals Küppersmühle) am Homberger Leinpfad –

 

Beim Spaziergang auf dem Homberger Leinpfad oder beim Vorbeifahren auf einem Schiff auf dem Rhein ist an der Kaimauer in großen Buchstaben „Plangemühle Homberg“ zu lesen. Oberhalb der Mauer erkennt man ein riesiges Gebäude und mehrere Getreide-Silos, und auf dem Leinpfad selbst stehen ein ausgedienter Lastenkran und eine moderne Löschanlage. Dieser gesamte Komplex beschreibt die 100jährige Mühlengeschichte Hombergs. Begonnen hat alles am Anfang des 19. Jahrhunderts.

Homberg war zu dieser Zeit ein sehr kleines Dorf. Die Bewohner ernährten sich zumeist vom Ackerbau und vom Fischfang. Üppige Weizenfelder umgaben das kleine Dorf, dessen Häuser direkt in der Nähe des Rheines lagen. Die Einwohner wollten aber auch mit dem Grundnahrungsmittel Brot versorgt werden, da es ja genug Weizen gab. Da Anfang des 19. Jahrhunderts in Homberg und in der näheren Umgebung keine Mühle vorhanden war, beschlossen die Gemeinderatsmitglieder in ihrer Sitzung vom 12.05.1808 den Bau eine Windmühle durch den Unternehmer Merforth. Es heißt in dem Protokoll, die nächstliegende Mühle stehe zwar in Ruhrort, sei aber durch Zölle und dadurch, dass die rechte Rheinseite zu einer anderen Landesherrschaft gehöre, nicht nutzbar.

Der Antrag wurde genehmigt; man baute oberhalb Hombergs, in der Nähe des Rheines, an der heutigen Mühlen- / Ecke Zechenstrasse eine Windmühle. Das gesamte Gelände rund um diese Mühle erhielt den Namen „Mühlenfeld“. Im Jahre 1856 wurde diese Windmühle durch den Begründer der Mühlenwerke Johann Küppers Söhne, Johann Küppers sen. (1821-1900), erworben, nachdem er schon viele Jahre an diesem Unternehmen beteiligt gewesen war. Er hatte sich von frühester Jugend an vor allem der Rheinschifffahrt gewidmet. Da der Mühle infolge der zunehmenden Bebauung ihres Umlandes ein erheblicher Teil ihrer erforderlichen Windkraft entzogen worden war, entschloss sich Küppers 1874, eine Dampfmühle auf seinem Grundstück an der Ecke Zechen- und Königstrasse zu errichten, das im Zuge der heutigen Moerser Strasse das Dorf Homberg mit Moers verband. Darüber hinaus wandte er sich 1881 mit der Gründung der Reederei Johann Küppers wieder der Rhein-schifffahrt, speziell der Schleppschifffahrt, zu.

Den wachsenden Anforderungen genügte der zwar stetig erweiterte und modernisierte Betrieb auf Dauer aber nicht. Darum erbauten die beiden Söhne von Johann Küppers, Peter (geb. 1854) und Mathias (geb. 1861) im Jahre 1905 eine allen neuzeitlichen Anforderungen genügende Mühle unmittelbar am Rhein, die am 01.02.1907 in Betrieb genommen wurde. Sie war die erste größere Mühle (MIAG – Braunschweig, heute Uzwill/Schweiz), die voll elektrisch, d. h. durch einen Zentral-Elektromotor mit Transmission auf die einzelnen Maschinen, angetrieben wurde. Im Zuge der Arbeitsteilung zwischen den Brüdern übernahm Peter die Leitung der Schifffahrt, während Mathias für die Mühle zuständig war. Der im Jahre 1877 geborene dritte Sohn, Johann Küppers jr., machte sich in Ruhrort als Privatbankier selbständig. Er gründete die Privatbank Küppers & Cie mit Filialen in Duisburg-Ruhrort und Homberg. Diese beiden Banken bestanden bis zum Jahre 1966.

Bis zur heutigen Zeit erfolgten Grundstücksvergrößerungen, Modernisierungen, Fusionen mit anderen Firmen und Wechsel in der Geschäftsführung. Die letzte Übernahme mit Wirkung zum 31.12.1999 erfolgte durch die Werhahn Mühlen GmbH & Co. KG. Sie übernahm alle Anteile der Familie Küppers und fusionierte ihren Neusser Betrieb unter der neuen gemeinsamen Firma Georg Plange KG. Seither wird der Homberger Betrieb kurz „Plangemühle Homberg“ und der Betrieb in Neuss „Plangemühle Neuss“ genannt. Das Mehl wird jetzt gemeinsam unter der Marke „Plange“ vertrieben.

Seit dem Jahre 2000 konzentriert man die Herstellung von Roggenmehl und Roggenschrot in Homberg; die helle Mehl-Type 405 wird nur noch in der Plangemühle Neuss produziert. Beide Mühlen werden als ein Unternehmen mit zwei Produktionsstätten geführt. Homberg findet seine Rolle als ein Spezialunternehmen für die Märkte am Niederrhein und in den Benelux-Ländern. Die im Jahre 2001 in Betrieb genommene Löschanlage am Rhein mit einer Abnahmeleistung von 100 t/h kann von einer Person bedient werden. Der anzuliefernde kostbare Rohstoff aus entfernten Regionen wie Frankreich (Lothringen) erfolgt mit dem Schiff. Aus der näheren Umgebung des Niederrheins übernehmen LKW diese Aufgabe.

In Duisburg-Homberg befindet sich nunmehr einer der großen Roggen- und Weizenmühlen Deutschlands. Die Plangemühle gehört zu den etwa 30 nennenswerten Mühlen zwischen Dresden und Koblenz und hält zusammen mit der Neusser Schwester allein in NRW einen Marktanteil von rund einem Viertel. Mit den Rohstoffen der Plangemühle werden täglich Backwaren für etwa 5,8 Millionen Menschen hergestellt. Es werden Kunden der unterschiedlichsten Branchen beliefert, seien es die klassische Großbäckerei oder Abnehmer spezieller Mischungen, z. B. für Panade. Auch das Mehl für die Herstellung des Teiges der Produkte Hanuta oder Twix wird in der Plangemühle hergestellt. Im Homberger Unternehmen sind 25 hoch qualifizierte Mitarbeiter tätig.
Die Mehllieferung in Säcken erfolgt in handlichen 25 kg-Säcken, die vernäht, verklebt und somit dicht sind; dadurch ist eine hygienische Anlieferung gewährleistet. Die Öffnung der Säcke geschieht mittels eines speziellen Aufreißfadens. Gleichzeitig mit der neuen Absackung kam es zur Modernisierung der Lagerhalle, die freundlichere Arbeitsplätze schaffte. Ein im Jahre 2006 neu bezogenes Laborgebäude am Rhein, bestückt mit den neuesten Analysegeräten, verkürzt Wege, modernisiert innerbetriebliche Abläufe und unterstreicht den Kundenanspruch nach absoluter Qualität und Hygiene.

Da Mehl eines der unverzichtbaren Mittel zum Leben ist, ist anzunehmen, dass es Ziel der Geschäftsführung und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist, ständig in Qualität und Produktions-sicherheit zu investieren und das Fachwissen immer wieder auf den neuesten Stand zu bringen, damit der Kunde nur erstklassige Produkte vom Bäcker erhält.
Der auf dem Homberger Leinpfad stehende ausgediente Lastenkran der Plangemühle wurde im Jahre 2007 unter Denkmalschutz gestellt und vom Freundeskreis Historisches Homberg e.V. restauriert.

Weitere in Homberg nicht mehr vorhandene Mühlen:

Gehnensche Windmühle

Eine weitere Windmühle entstand im Jahre 1834. Bewohner Hombergs und Essenbergs vereinigten sich 1834 und erbauten diese Mühle an der heutigen Mühlen- und Paßstraße. 1903 verkauften die noch vorhandenen 220 Teilhaber die Mühle an den Geschäftsführer der Genossenschaft, Johann Gehnen, der 1905 die Windflügel entfernte und mit einer Saugmaschine die Herstellung von Futtermehl betrieb. Der Abriss der Gehnenschen Mühle erfolgte im Jahre 1930. Ein Original-Mühlstein dieser Mühle ist 1996 aufgrund der Initiative des Freundeskreises Historisches Homberg e.V. auf dem Parkplatz zwischen der Mühlen- und Moerser Strasse aufgestellt worden.

Dampf-Walzenmühle der Firma Stock & Hausmann

Im Jahre 1851 entstand eine weitere Mühle in Homberg. Es handelte sich aber nicht um eine Windmühle, sondern um eine mit einer Dampfmaschine angetriebenen Walzenmühle.
Am 03.05.1850 erwarb Wilhelm Bird von dem Landwirt Wilhelm Hogeforster eine als Mühlenfeld bezeichnete Parzelle zum Preis von 372 Taler. Er errichtete auf dem Grundstück eine kleine Handels- und Lohnmühle mit einer Hochdruckdampfmaschine als Antriebskraft. Im Jahre 1851 ging diese Mühle unter dem Namen „Wilhelm Bird“ in Betrieb. In den darauf folgenden Jahren wurde durch Teilhaberschaften der Firmenname in „Bird & Hausmann“, „H.-C. Hausmann“ und seit dem 01.05.1878 in „Stock & Hausmann“ umgewandelt. Ab 1888 erfolgte die Vermahlung, die bisher auf Steinen stattfand, auf Stahlwalzen. Die Firma Stock & Hausmann stellte 1959 die Mehlproduktion ein. Der gesamte Mühlenkomplex an der Moerser Strasse musste zwischenzeitlich einem neuen Wohnviertel weichen. Auch die am Rhein gelegene Schiffslöschanlage (Elevator) wurde 1985 abgerissen.