Geschichte

KFZ in Homberg

Homberger Geschichte

Kultur- und Freizeitzentrum (KFZ) in Homberg

 

-100 Jahre Haus Augustastr. 48 (1907-2007)-

 

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Zeit der vielen Vereinsgründungen. So kann man auch im Vereinsregister nachlesen, dass sich am 10. November 1866 die „Gesellschaft Sozietät“ in Homberg gründete; die Bezeichnung wurde am 23. November 1895 in „Gesellschaft Erholung“ umgeändert.

Die Zwecke und Ziele des Vereins waren, den Mitgliedern Annehmlichkeiten des geselligen Lebens zu verschaffen; dazu gehörte es auch, dass man für die Mitglieder anspruchsvollen Lesestoff wie z.B. weiterbildende Bücher und Zeitschriften kaufte und kulturell wertvolle Veranstaltungen anbot. Anfang des 20. Jahrhunderts zählte der Verein bereits 96 ordentliche und drei außerordentliche Mitglieder sowie zwei Damen.

Seit dem 19. Oktober 1887 war Bergwerksdirektor Siedenberg der Vorsitzende des Vereins. Durch die Entwicklung des Bergbaues und das damit verbundene Anwachsen der Bevölkerung, stieg die Mitgliederzahl weiter stark an. Es wurde der Wunsch unter den Mitgliedern immer stärker, auf eigene Rechnung ein eigenes Gesellschaftshaus zu erbauen.

Der Verein erwarb im September 1905 ein Grundstück von 1060 qm in Homberg, an der Kreuzung Augusta- und Viktoriastrasse gelegen. Dieses Grundstück lag zentral, da in unmittelbarer Nähe die Straßenbahnlinien Moers-Homberg und Friemersheim-Homberg-Baerl vorbeiführten. Außerdem lief der Bau der Admiral-Scheer-Brücke über den Rhein zwischen Ruhrort und Homberg auf vollen Touren, was bedeutete, das nach der Fertigstellung auch eine Straßenbahnlinie von und nach Ruhrort am Haus vorbeiführte.
Bereits im September 1905 wurden die Ausschachtungsarbeiten in Angriff genommen, und am 17. November 1905 nahm der Vorstand die Grundsteinlegung vor. Das Datum der Grundsteinlegung ist am Haus eingraviert und zwar in einem Stein, der sich, wenn man vor dem Gebäude steht, ganz links unten befindet.

Die Frontlänge an der Augustastrasse beträgt 28 m und an der Viktoriastrasse 9 m. Das Gebäude ist im Stil der in deutschen Renaissance gehalten. Der Sockel und die Hälfte des Erdgeschosses bestehen aus grünlich-blauem Dolomit. Die Fensterbänke, Einfassungen, Gesimse und Erker bestehen aus Pfälzer Sandstein, während die übrigen Flächen glatt verputzt sind. Bei der Gestaltung der Front wurde auf jegliche Ornamentik verzichtet, um somit den Bau durch seine wuchtige und einfache Form zur Wirkung kommen zu lassen.

Angepasst an die vornehme Außenform wählte man eine gehobene Inneneinrichtung.
Die Räume wurden damals wie folgt genutzt:

Kellergeschoss:
2 Wein-, 1 Bier-, 1 Vorrats-, 1 Holz- und 1 Kohlenkeller

Erdgeschoss:
3 Räume für den Restaurationsbetrieb, 1 Zimmer für den Wirtschaftsverwalter, 1 Küche, 1 Haupt- und 1 Nebentreppe, Bedürfnisanlagen und im Anbau 1 Kegelbahn

1. Obergeschoss:
1 Billard-, 1 Lese- und ein Spielraum, 1 Gesellschaftszimmer (etwa 120 Personen fassend), Anrichte- und Garderobenräume sowie Bedürfnisanlagen

2. Obergeschoss:
6 Logier- und Fremdenzimmer, 1 Schlafzimmer des Wirtschaftsverwalters, 1 Badezimmer

Dachgeschoss:
5 Speicherräume (Schlafzimmer des Personals)

Kosten:
Grunderwerb 30.000 Mark, Baukosten 135.000 Mark, Inneneinrichtung 35.000 Mark.

Die Eröffnung des Wirtschaftsbetriebes mit dem Namen „Hotel Restaurant Erholung“ fand am 17.11.1906 statt. Während die unteren Räume allen Personen zugänglich waren, war der Aufenthalt in den oberen Räumen nur den Mitgliedern der Gesellschaft vorbehalten.

Der Gesellschaft gehörten nur sogenannte „gehobene Kreise“ an, die hier in gebührender Abgeschlossenheit ihrem Standesvergnügen nachgingen. Die Ehre, der Gesellschaft angehören zu dürfen, wurde bald außer den Direktoren auch den Oberbeamten der Zeche Rheinpreußen zuteil, die dem Hause so regen Zuspruch entgegenbrachten, dass man unter Berücksichtigung sonstiger finanzieller Unterstützungen seitens des Werkes auch vom „Rheinpreußenkasino“ sprach. Die nachfolgende soziale Umschichtung, wesentlich nach em Zweiten Weltkrieg einsetzend, erzwang schließlich, dass auch andere Kreise die Gaststätte und andere Räume aufsuchen durften, bis schließlich das Haus in Privathand überging und als offizielles Hotel am Ort galt. Später wurde es in „Ratskeller“ umgetauft und verlor seine Exklusivität; bis zum Jahre 1964 betrieben verschiedene Pächter die Gaststätte im Erdgeschoss.

Mit Fertigstellung der Gemeinschaftsgrundschule am Bürgermeister-Wendelplatz fand auch die Stadtbücherei in den dortigen weiten Kellerräumen ein adäquates Heim. Doch der Gedanke, ein Kulturzentrum zu gestalten, veranlasste die Stadt Homberg (Niederrhein) im Jahre 1964 zum Kauf der früheren Gaststätte „Ratskeller“ Augustastrasse 48 in Homberg. Das gesamte Gebäude wurde fachgerecht überholt und am 11. Februar 1966 als Städtische Bücherei für die Öffentlichkeit freigegeben.

Im Erdgeschoss befand sich die Kinder- und Jugendbücherei und im 1. Obergeschoss die Bücherei für Erwachsene. Auch die Volkshochschule hielt am 24. September 1966 ihren Einzug in das 2. Obergeschoss. Mit zwei mittleren Sälen, einem Musikraum, einem kleineren Mehrzweckraum und einem sonstigen Unterrichtsraum hatten sie endlich schuleigene Räume; es war somit ein Kulturhaus geschaffen, nämlich das Kultur- und Freizeitzentrum Augustastrasse 48 (KFZ).

Im Mai 1968 erhielt die Bücherei in Homberg eine Zweigstelle in Hoche in der Altentagesstätte an der Ehrenstrasse. Das Anwachsen der Leserzahl und die starke Nachfrage nach Informationsquellen führten zu dem Wunsch nach Vergrößerung und einer zeitgemäßen Unterbringung. Die in Homberg und Hochheide vorhandenen Büchereien fanden im Frühjahr 1975 in dem neuen Bibliotheksgebäude an der Ehrenstrasse ihr neues Domizil. Seit dieser Zeit – mit vorrübergehenden Schließungen – befindet sich bis zum heutigen Tage wieder eine Gaststätte im Erdgeschoss.

Im 1. Obergeschoss steht ein großer Veranstaltungsraum für 120 Personen zur Verfügung, der mit Bistrobestuhlung 80 Plätze fasst. Es besteht die Möglichkeit, diesen Saal für Festlichkeiten anzumieten oder Veranstaltungen durchzuführen; auch Vereinen wird Gelegenheit gegeben, diesen Saal für Proben zu nutzen. Die Räume im 2. Obergeschoss werden nach wie vor für ein breit gefächertes Kursangebot von der Volkshochschule genutzt.

Der am 20.02.1985 gegründete Heimatverein Freundeskreis Historisches Homberg e. V. nutzte die Chance, das bis dahin brachliegende Dachgeschoss auszubauen. Es begann im Jahre 1986 mit der Entrümpelung des Dachbodens. Eine Homberger Baufirma machte sich das Anliegen der Heimatfreunde zu eigen und spendierte Material und Arbeitsstunden, um zunächst einmal eine gesunde Basis für den weiteren Ausbau zu schaffen. Wände wurden begradigt, Türen eingesetzt, neue Fenster und Heizkörper gaben dem arg vernachlässigten Raum ein neues Gesicht. Nach den Maurer- und Elektroarbeiten und dem Schleifen und Streichen des Gebälks entstand Ende 1986 eine Zwangspause, da die Vereinskasse leer war. Im Sommer 1987 ging es weiter mit dem Auftragen des Reibeputzes sowie der Verlegung eines neuen, höhergelegenen Fußbodens und des Teppichs. Mit der Ausstattung der Heimatstube wurde Ende des Jahres 1987 begonnen.

Seit der Einweihung am 12. März 1988 ist das Heimatmuseum ein Ort, an dem sich die Stadtgeschichte und das Leben der ehemals selbständigen Stadt Homberg (Niederrhein) wiederspiegelt.

Das Museum ist seit dem jeden dritten Sonntag im Monat (außer den Monaten Juli und August) von 10.30 – 12.30 Uhr für alle Interessierten geöffnet. Detaillierte Informationen (auch Fotos vom Haus und Museum) finden Sie an anderer Stelle auf dieser Web-Seite.