Geschichte

Homberger Geschichte

Die Chronik der Stadt Homberg/Niederrhein

 

Während erste Siedlungsanfänge unserer engsten Heimat im Dunkel grauer Vorzeit liegen, brachten die Römer im letzten vorchristlichen Jahrhundert dem Lande erstmals so etwas wie eine Staatsform, eine Organisation. Doch erst nach Verfall der Römerherrschaft am Rhein, Ende des 4. Jahrhunderts nach Christi, und der darauffolgenden Landnahme der germanischen Völkerschaft der Franken begann unsere eigentliche Heimatgeschichte. Urkundlich erfahren wir bereits im Jahre 855 aus dem ältesten Heberegister der Abtei Werden a.d. Ruhr von Hohonberg. Der Ortsname, der vermutlich keltischen Ursprungs ist, bedeutet etwa: Siedlung am Wasser – (berr oder berka).

Berka hieß ebenfalls das nahe Rheinberg, und zur Unterscheidung von diesem hieß Homberg, das höher (also rheinaufwärts) gelegene hohe berr, aus dem sich in Sprachabwandlung der Name Homberg entwickelte. In karolingischer Zeit bildeten sich die oft mächtigen Grafschaften, wobei unser Ort zur Grafschaft Moers gehörte, in dessen Kreisverband es bis heute verblieb. Die Landesherren und späteren Grafen von Moers erscheinen urkundlich seit dem 12. Jahrhundert und waren gleichzeitig Gerichts- und Lehnsherren, sowie Schirmvögte der linksrheinischen Beisitzungen der Abtei Werden. An diesen Herrschaftsgrenzen änderte auch der Ende des 13. Jahrhunderts erfolgte Rheindurchbruch nichts, das nunmehr rechstrheinisch gelegene Ruhrort mit dem Kasseler Feld verblieb noch lange bei Moers. Kirchlich gehörte Homberg seit frühester Zeit zur Pfarre Halen.

Mit Essenberg, das gemeinsam mit Homberg im 9. Jahrhundert erscheint, bestand schon seit jeher eine enge Verbindung. Urkundlich wird berichtet, daß die Abtei Werden in Homberg 2 und in „Ascmeri“ (später Escmeri = Essenberg) 8 Mansen Landes besaß (1 Manse oder Hufe entspricht ca. 40 Morgen). Mit dem Tode des letzten Moerser Grafen 1499 kam der Besitz kurzfistig an die Grafen von Wied und die Grafen von Saarwerden, um im Jahre 1519 an die verdienstvollen Grafen von Neuenahr zu fallen. Hier war Graf Wilhelm ein tätiger Vermittler und Förderer der Reformation. Statt der vom Rhein bedrohten Halener Kirche wurde 1571 die Kapelle des ehemaligen Nonnenklosters an der Rheinstraße evangelische Pfarrkirche. Wenig später versank die Halener Kirche durch Eisgang in den Fluten des Rheins.

Alle Kriegs- und Notzeiten unserer Heimat in diesem engen Rahmen aufzuzählen, ist nicht möglich, sah doch der Niederrhein im Verlauf der letzten 4 Jahrhunderte Spanier, Holländer, Franzosen, Kroaten und andere Kriegsvölker, unter denen die Bevölkerung naturgemäß viel erdulden mußte. 1587 hatten die Spanier auf Essenberger Gebiet die sogenannte „Kamillenschanze“ am Rhein erbaut, die 10 Jahre später, nach Vertreibung der Spanier durch Prinz Moritz von Uranien, mit anderen Befestigungen geschleift wurde. Als 1648 der „Westfälische Frieden“ eine der grausamsten Epochen, die des dreißigjährigen Krieges, abschloß, hatten Raub und Mord und nicht zuletzt die Pest und die rote Ruhr fast zu einer Entvölkerung geführt.
Kaum hatte sich das Land notdürftig erholt, hatte es schon wieder 1672 und 1683 unter den Einfällen der Franzosen zu leiden. Trotz eigener Not nahm unsere verarmte Bevölkerung damals viele protestantische Flüchtlinge (Hugenotten) aus Frankreich auf.

In Erbfolge war die Grafschaft 1600/01 an das Haus Oranien gekommen und wurde meist von Haag aus regiert. Als am 19. März 1702 der letzte Oranier, Wilhelm III (der auch König von England war), kinderlos starb, entbrannte der Erbstreit zwischen Preußen und dem Hause Nassau. Durch kaiserlichen Kammergerichtsbeschluß wurden die Gebiete Preußen zugesprochen, womit aber ein Großteil der Grafschafter wieder nicht einverstanden waren. Erst am 8.9.1712 gelang durch einen Handstreich des Fürsten Leopold von Dessau („Alter Dessauer“) die Einnahme der Stadt Moers. Somit begann nach den Oraniern, die sich kaum um die Grafschaft gekümmert hatten, nunmehr „ein preußisches Regiment“.

Essenberg gewann um diese Zeit große Bedeutung als Umschlagplatz für den niederrheinischen Salzhandel. Schwere Rückschläge erlitt die hiesige Entwicklung abermals im siebenjährigen Krieg 1756 – 1763, als die Franzosen mit erschreckender Willkür im Lande hausten. Die folgende ruhige Zeit, in der sich auch die preußische Regierung um die Hebung des Handels in Essenberg bemühte, sollte nur 30 Jahre dauern. 1794 begann mit der französischen Besetzung eine neue Leidenszeit für Homberg, Essenberg und den 1787 erstmals erwähnten Weiler Hochheide. Im Frieden von Basel 1795 verlor Preußen seinen linksrheinischen Besitz an Frankreich und 1801, im Frieden von Luneville, wurde das gesamte linke Rheinufer Frankreich einverleibt.

Homberg gehörte damals zum Roer-Departement, im Arrondissement Krefeld und Kanton Moers. In dieser Zeit endete auch ein jahrzehntelanger Streit zwischen dem Staat und Essenberger Fährleuten um das Überfahrtsrecht über den Rhein damit, das die Franzosen dies zum uneingeschränkten Staatsrecht erklären. 1814 wurde unser Gebiet wieder preußisch, und am 11. April des gleichen Jahres wurde die Befreiung von der französichen Herrschaft gefeiert.
1849 fand Homberg Anschluß an das Eisenbahnnetz. Hier und in Ruhrort legte man Eisenbahnhöfe an und 1854/56 wurden die Hebetürme erbaut. Der Homberger Hebeturm ist seitdem Wahrzeichen der Stadt. Die von Geheimrat Haniel durchgeführten Bohrungen nach Kohle hatten 1854 Erfolg und 1872 konnte mit der Förderung begonnen werden. Dank der Kohle nahm die heutige Stadt einen schnellen wirtschaftlichen Aufschwung. 1893 begann die Sachtleben AG mit der herstellung von Farben und weitere Betriebe folgten. Zahlreiche Wohnungen, vor allem in Hochheide, wurden erbaut und neue Kirchen und Schulen entstanden. Da die getrennte Verwaltung der drei Orte sich immer schwieriger gestaltete, vereinigten sie sich am 1. Januar 1907 zu einer Gemeinde. Im selben Jahr wurde die erste Rheinbrücke dem Verkehr übergeben. Mit Schmunzeln werden sich alte Homberger an die „Bimmelbahn“ erinnern, die Homberg mit Moers entlang der Hauptstraße verband und 1908 von der elektrischen Bahn abgelöst wurde. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Bahn durch den Obus ersetzt. Im Jahre 1921 erhielt die zum ansehnlichen Industrieort angewachsene Gemeinde die Stadtrechte. 1928 erstand ein neues Rathaus, der heutige repräsentative Erweiterungsbau wurde 1960 vollendet. Unter den verdienstvollen Bürgermeistern Wendel und Sonnen entwickelte sich Homberg zur „Stadt im Grünen“.

Der 2.Weltkrieg schlug der Stadt schwere Wunden an Leben und Gut seiner Bürger. In der Endphase des Krieges wurde noch 1945 die Rheinbrücke gesprengt, die 1954 wieder neu entstand. Ungebrochener Aufbauwille und Fleiß der Bürgerschaft haben Zerstörtes wieder aufgebaut und Neues erschaffen. So wurde in weniger als 150 Jahren aus einem kleinen ländlichen Flecken am Niederrhein mit wenigen hundert Seelen eine bedeutende Industriestadt mit rund 36500 Einwohnern.

Anno 1963